Wer hat Angst vorm schw… äääh Triacetin?

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Das Thema Triacetin in Aromen und Liquids ist schon alt, sehr aaalt! Aber immer wieder mal kommt es an die Oberfläche und immer wieder liest man die alten Legenden über einen Stoff, der dann wie die Sau durch‘s Dorf getrieben wird… dabei ist es ein kleines, süßes und harmloses Ferkelchen.

Triacetin, ein Ester aus Glycerin und Essigsäure ist eine ölige Flüssigkeit. Sie findet Verwendung als Weichmacher in Kunststoffen und Lacken, als Feuchthaltemittel und als Trägersubstanz von Lebensmittelaromen. Es trägt die Bezeichnung E 1518 und ist als Lebensmittelzusatzstoff für bestimmte Anwendungen (Kaugummi, Aromen) in der EU zugelassen.

Sehr viele Lebensmittelaromen enthalten Triacetin. Das ist auch unproblematisch, weil es sich um einen recht harmlosen Stoff handelt. Weil zum Dampfen halt auch Lebensmittelaromen verwendet werden, findet man in vielen „Dampf-Aromen“ und auch in fertig aromatisierten Liquids Triacetin. Seinerzeit ist es in Verruf geraten, weil es zerstörend auf Makrolontanks wirkt. Es gab zahlreiche Berichte und auch viele Videos, in denen man sehen konnte, wie sich solche Tanks durch triacetinhaltige Liquids auflösten. Nun wurde (was auch logisch ist) geäußert, dass man ja Kunststoffbestandteile inhalieren würde, wenn der Tank von Innen langsam „angelöst“ würde. Das ist auch logisch nachvollziehbar und sicher nicht empfehlenswert. Allerdings wird die Exposition mit Kunststoffbestandteilen nicht all zu lange andauern, weil der Tank eh in kurzer Zeit porös und undicht geworden ist. Fakt ist jedoch, dass man von Makrolontanks Liquids mit Triacetin besser fernhalten sollte. Es geht ja auch ins Geld und ist eine Sauerei, wenn sich die Tanks immer wieder auflösen. Und dampfen mag man die Lösung sicher auch nicht.
So wurde dann recht schnell „festgelegt“, dass Triacetin in Liquids nichts zu suchen habe. Und genau DAS war eine unglückliche Pauschalaussage. Es hätte heißen müssen, dass Triacetin in Liquids, die man in Makrolontanks verwenden möchte, nichts zu suchen hat. Denn genau dies hätte die einzige „Gefahr“, die von Triacetin ausgeht, umfasst und für Klarheit gesorgt.

Nun ist es leider Mode geworden, sich selbst durch eigene Gedankenexperimente irgendwelche „Wahrheiten“ zu bauen und diese auch groß und breit im Internet der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Eines dieser „Gedankenexperimente“ war, dass Triacetin, wenn es doch einige wenige Kunststoffe auflöst, sicher ganz schlimme Dinge mit der Lunge anstellen müsse. Nun ja, wenn jemand eine Makrolonlunge hat, dann wäre er gefährdet. Solche Gedanken sind halt nicht weit genug gedacht. Der menschliche Körper ist kein Makrolontank.

atomNoch viel schlimmer als solche eher offensichtlichen selbstgestrickten Horrorgeschichten sind jedoch Negativmeldungen aus vermeintlich seriösen Quellen… Wer nach Triacetin gockelt, der stolpert früher oder später über die Seite „gifte-dot-de“ Dort findet man in einer großen tabellarischen (und hoch-wissenschaftlich wirkenden) Auflistung auch Triacetin und bekommt es sofort mit der Angst zu tun. Man liest dort „Bei einer Temperatur von 20° C kommt es langsam zu einer toxischen Kontamination der Luft.“ und „Nach einer inhalativen Aufnahme bekommt der Patient einen Husten.“ Dann wird als Maßnahme noch empfohlen, den „Patienten“ unverzüglich mit einer Atemmaske an eine Sauerstofflasche zu hängen und ihn, während man sich selbst umfangreich schützt, aus der hochgiftigen Atmosphäre zu ziehen. Puuuuh… Wenn man das liest, denkt man, es handelt sich um die Schilderung von Rettungsmaßnahmen aus Fukushima.
Wer aber genauer hinschaut, stellt fest, dass es sich bei der Seite um ein privates „Steckenpferd“ handelt, dem lediglich ein wissenschaftlich fundierter Anstrich gegeben wurde… aber eine seriöse Seite ist das nicht.

Schaut man bei den verlässlichen und auch offiziellen Seiten nach, stellt man schnell fest, dass Triacetin gesundheitlich eher unbedenklich ist. H- und P-Sätze: keine; GHS Gefahrstoffkennzeichnung: keine; MAK: nicht festgelegt. Es gibt also nicht einmal eine Obergrenze für die Konzentration am Arbeitsplatz (die es für PG übrigens auch nicht gibt). Durch die ECHA ist ein Label mit

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ECHA

vorgesehen. Das bedeutet, dass das Zeug leicht entflammbar ist und Dämpfe zu Hautirritationen führen können(!). BTW: Das Ausrufezeichen soll nun auch für PG kommen.

Gesetzlich ist zugelassen, bei Aromen 3 g/kg zuzusetzen und bei Kaugummis ist ein Zusatz bis zum „quantum satis“ zulässig (also so viel, wie nötig… egal wie viel).

Letztmalig in erneuten „Verruf“ geriet Triacetin wegen einer vermeintlichen „Studie“ (die keine war und es so nicht gibt), die beim GFN (Global Forum on Nicotine) erwähnt wurde. Da wurde tatsächlich von „Wissenschaftlern“ (?) behauptet, Triacetin würde sich in der Lunge ablagern und zu obliterativer Bronchitis (Popcornlunge) führen. Da wurde einfach Triacetin mit Diacetyl in einen Topf geworfen und auch nicht wirklich relativiert, in welchen geringen Mengen man diese Stoffe beim Dampfen überhaupt aufnehmen würde. Fakt ist jedoch, dass Triacetin nicht zu obliterativer Bronchitis führt. Hintergedanke mag gewesen sein, auch noch auf die geringstmögliche Gefährdung beim Dampfen hinzuweisen, man hat aber nicht bedacht, was solche Äußerungen bewirken können (Panik vor Triacetin). Man kann Risiken niemals ausschließen, man muss aber auch immer die Wahrscheinlichkeit im Auge behalten. Jedenfalls wird auch diese Äußerung gerne genannt, um die vermeintliche Gefährlichkeit von Triacetin zu belegen. Und wer sich nicht ernsthaft informiert, der fällt auf solche Argumente halt leicht rein und liest jetzt die Microschrift auf jedem Liquid und lagert Liquidflaschen, die Triacetin enthalten, in Stahlfässern in stillgelegten Salzbergwerken ein.

Es gibt jedenfalls bislang keinen Nachweis über eine Schädlichkeit von Triacetin auch beim Inhalieren (abgesehen von seltenen Fällen einer Überempfindlichkeit) und der Stoff ist auch dementsprechend nicht als ein gefährlicher Stoff eingestuft. Man findet ihn im täglichen Leben an den verschiedensten Stellen und hat sich bis dato kaum Gedanken darum gemacht. Ich kenne jedenfalls auch keinen einzigen „Triacetin-Toten“. Eine Unbedenklichkeit des Stoffes kann nicht nachgewiesen werden… weil ein solcher Nachweis bei keinem Stoff möglich ist.

Es bleibt also festzuhalten, dass man auf Triacetin im Liquid verzichten sollte, wenn man Makrolontanks nutzt… was aber (abgesehen von älteren liebgewonnenen Verdampfermodellen) eh kaum noch zu finden ist (Glas ist angesagt). Aus gesundheitlichen Gründen gibt es jedoch kein Argument, auf diesen Stoff zu verzichten.

Für die chemischen Hintergründe empfehle ich auch das Video von Vanderzarth zu eben diesem Thema: Triacetin, oder „Der Feind in meinem Liquid“

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13 Kommentare

  1. Bin zwar kein E-Dampfer, aber das Geunke über Triacetin ist eindeutig Blödsinn. Triacetin ist quasi das einfachste der Fettmoleküle. Und was Kunststoffe angeht, werden die von fast allen Aromastoffen, speziell Citrusölen aufgelöst. Auch wenn die in Gebrauchsdosierung unbednklich sind. Wer`s nicht glaubt: Einfach mal Orangenschalen auf eine CD – Hülle legen. Die Verwechslung mit Diacetyl scheint mir ebenso eindeutig.

  2. Dieser Bericht ist schon älter, aber ein wichtiger Hinweis fehlt. Triacetin ist unbedenklich, JA, nicht gut für Makrolon / Kunststofftanks, JA, gefährlich ist aber das Bisphenol A (BPA) welches aus dem Kunststoff ausgelöst wird. Daher Makrolon / Kunststofftanks in Verdampfern meiden. Besser Glas oder Edelstahl. Auch dazu ein Video von Vanderzarth:

    https://www.youtube.com/watch?v=03IqG7_iL28

    Mit BPA ist nicht zu spassen, daher wollte ich das noch hinzu fügen.

  3. Erstmal danke für die Info. Und eine Frage. Ich wohne in Österreich. Die Regierung hat jegliche Lieferung von e-Zigaretten, Liquids, usw. nach Österreich verboten (nach Mai 2016, die Tabak – und Pharmalobbys saßen mit am Tisch).
    In Österreich gibt es nur ein sehr begrenztes Angebot…
    Ich bin starke Raucherin seit 35 Jahren und bin es sowas von leid. Also hab ich recherchiert und vor 3 Tagen beschlossen, es mit dem Dampfen zu versuchen. Doch dann der Absturz!!! Ich hatte keine Ahnung von der Gesetzeslage. Bestellen war unmöglich, das Gerät meiner Wahl in Österreich nicht zu bekommen (Innokin Endura T22 oder T20, dazu Liquids von liquiddesigner.de).
    Gestern habe ich nach einer Beratung im Laden die Wismec Motiv Pod gekauft. Sie hat einen Plastiktank!!!
    Was tun? Nutzen oder entsorgen? Die Gefahren von Kunststoffen sind mir eigentlich klar – ich hab in dem Zusammenhang nur nicht daran gedacht…wie blöd.
    Eine Antwort würde mich freuen (andere Neulinge fragen sich das vielleicht auch).
    Lg, Ruana

    1. Kein Grund zur Panik! Nicht wegschmeißen… echt nicht! 😉

      Triacetin ist zwar in einigen Liquids enthalten, es gibt aber auch sehr viele, die ohne auskommen. Du solltest aber in dem Shop, wo Du Deine Hardware und vermutlich auch die „Software“ (also Liquids dazu) gekauft hast, zur Vorsicht nachfragen, ob es sich um triacetinhaltige Liquids handelt bzw. welche denn ohne auskommen. Wenn sie Dir das nicht sagen können… hmmm… dann ist das enttäuschend (aber aufgrund des Onlinehandels-Verbot vielleicht der einzige in der Umgebung) und Du müsstest im Internet recherchieren. Es gibt auf jeden Fall auch etliche Liquid-Hersteller, die ganz bewusst bei allen Liquids auf Triacetin verzichten und das auch kommunizieren (mir fällt jetzt spontan nur einer ein der mit „H“ anfängt und „err“ in der Mitte hat und mit „lan“ aufhört… gibt aber ganz sicher mehr… mir fällt nur als konsequenter Selbstmischer gerade kein anderer ein 😉 ).

      Es gibt auch keinen Grund zur Panik. Wirklich problematisch sind vor allem Liquids mit vielen Aromen auf Triacetin-Basis… das waren mal so die ganzen „Eisbonon-Geschichten“.

      Es hilft also ganz sicher, sich im Netz umzuschauen, um Infos zu bekommen. Die drei (das ERF bleibt ja als Archiv bestehen) großen Foren sind da eine gute Anlaufstelle, wenn man die Suchfunktion nutzt (aber nicht panisch machen lassen… es gibt immer Dampfer, die das Problem extrem aufblasen).

      Aber nochmal: Echt kein Grund zur Panik… umschauen… und wenn das Dampfen was für Dich ist, vielleicht beim nächsten Verdampfer darauf achten, dass er einen Glas- oder Edelstahl-Tank hat.

      Eine BPA-Panik ist auch nicht unbedingt angesagt, selbst wenn Du ein triacetinhaltiges Liquid erwischt hast (das siehst Du dann, wenn sich der Tank optisch verändert… trüb oder rissig wird). Dann hat sich der Verdampfer zwar erledigt… aber das ist jetzt kein Drama… BPA ist ein allgegenwärtiges Problem, dem Du Dich ohnehin kaum entziehen kannst, weil das aus sehr vielen Kunststoffen, die irgendwo mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, freigesetzt wird. Klar sollte man versuchen, das zu vermeiden… ist aber schwierig und man kann im Leben nicht jedes Risiko komplett ausschließen (man kann nur vermeidbare Risiken irgendwie zu vermeiden versuchen).

  4. Danke für deine Rückmeldung. Ich hab jetzt schon eine Endura und gehe gerade unter die Selbstmischer (und in einigen Tagen sogar unter die Selbstwickler – mit einem FSV Clone!). Die Wismec behalte ich vielleicht als Reserve, oder verschenke sie an einen Umstiegswilligen. Zum einfach mal probieren, ohne gleich Geld dafür auszugeben (wir alle kennen diese Leute, die irgendwo eine Dampfe rumliegen haben…mißachtet, verstaubt und vergessen…und die Zigaretten am Tisch). Am Anfang hat man viele Fragen und jeder zahlt Lehrgeld. Es heißt halt: Dranbleiben. Fragen stellen. Informieren. Darum auch danke für diese Seite. Ich hab hier schon viel gelernt. Ruana.

  5. Wie ist denn das mit fettablagerungen in der lunge? Habe gelesen, dass bei den todesfällen in den usa fettablagerungen auf deren lungen gefunden wurden…

  6. hi, ich hätte auch noch ein frage zum triacetin:
    im artikel steht, dass triacetin in kunststofftanks aus makrolon problematisch sein kann. sicher bin ich nicht, aber ich befürchte, die meisten meiner lieblingsliquids enthalten triacetin… ich bin dampfanfängerin benutze seit beginn (ca.drei monate) den vaporesso xros 3. laut herstellerseite bestehen die pods aus pctg. weißt du, ob es sicher ist, liquids mit triacetin in ptcg-pods zu dampfen oder kann sich da auch irgendwas gesundheitsschädliches lösen und ins liquid gelangen?
    danke schon mal!

    1. Da müsste ich erstmal recherchieren, ob es aggressiv auf diesen Kunststoff wirkt.
      Da Du die Liquids aber schon eine Weile benutzt, solltest Du es selbst erst einmal abschätzen können: Beobachtest Du irgendwelche Veränderungen am Kunststofftank (deutliche Trübung, Risse…)? Wenn nicht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es den Kunststoff nicht angreift.

    2. Ich gehe mal davon aus, dass Triacetin das PCTG nicht angreift. Makrolon ist ein völlig anderer Kunststofftyp (Polycarbonat). PCTG wird auch mit besonderer Chemikalienfestigkeit beworben.

      1. danke dir für deine einschätzung! 🙂
        das thema könnte evtl.. für andere anfänger:innen auch interessant sein, weil soweit ich das mitbekomme, haben die meisten anfänger-pod-systeme solche kunststofftanks. ich glaube, glastanks haben eher die größeren geräte für „fortgeschrittene“…

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