Fantastische Studie mit kleiner Schwäche – Verunstalten geht trotzdem

[PepeCyb]

Es gibt ja nun etliche Beiträge zu der Studie „Nicotine, Carcinogen, and Toxin Exposure in Long-Term E-Cigarette and Nicotine Replacement Therapy Users: A Cross-sectional Study“ und den Artikel dazu vom Cancer Research UK. Teilweise wurde da sehr detailliert auf die Bedingungen und Ergebnisse eingegangen. Deshalb kann ich mir einen weiteren Artikel dieser Art auch klemmen.

 

Trotzdem gibt es noch ein paar Bemerkungen zu dieser Studie und ich habe auch einen (ganz) kleinen Kritikpunkt, wobei der nichts am für uns Dampfer ausgesprochen positiven Ergebnis ändert. Das ist schon Jammern auf hohem Niveau… aber die Studie hätte noch ein Sahnehäubchen vertragen können.

 

Durchführung der Studie und Bewertung der Ergebnisse

Für teilweise Verwirrung sorgte die Frage, ob denn die Teilnehmer die gesamten sechs Monate (oder mehr) begleitend untersucht wurden, oder ob es sich um eine einmalige Untersuchung der Speichel- und Urinproben handelte. Das Design der Studie ist so ausgelegt, dass tatsächlich nur eine Probe genommen wurde. Voraussetzung war allerdings, dass die Studienteilnehmer aktuell und mindestens seit sechs Monaten “Nur-Raucher”, Nur-Dampfer“, ”Nur-NRT-Nutzer“, ”Dual-User“ oder “Raucher und NRT-Nutzer” waren. Das bedeutet, dass Nachwirkungen eines früheren Zigarettenkonsums ausgeschlossen wurden und trotzdem dauerhaft und aktuell solche Produkte genutzt wurden. Ein Zeichen für die Zuverlässigkeit einer solchen “Einmalprobe” sind die vergleichbaren Ergebnisse der jeweiligen Probandengruppen. Das ist also eine gängige und zuverlässige Methode, solch ein Ergebnis zu erlangen, das durchaus allgemeine Aussagekraft hat. Klar… kritisieren kann man so ziemlich jede Studie, aber aus dieser Verfahrensweise einen Kritikpunkt zu machen, wäre unseriös.

Die Ergebnisse sind also schon sehr brauchbar. Und sie bedeuten für die Befürworter des E-Dampfens einen weiteren Baustein, der zeigt, dass das E-Dampfen im Vergleich zum Tabakrauchen in Hinsicht auf die Gesundheit punkten kann.

Einziger “Rückschlag” durch die Studie ist, dass die Idee der “harm reduction” beim Dual-Use teilweise widerlegt wurde. Ich selbst habe immer gepredigt, jede nicht gerauchte Zigarette sei ein Gewinn für die Gesundheit. Das stimmt mit Sicherheit teilweise auch… zumindest wenn man sich nicht auf die krebsauslösenden Substanzen beschränkt, sondern auf die Belastung der Atmungsorgane durch Stoffe, die zu Beeinträchtigungen führen und nur langsam abgebaut werden (weniger Rauchen führt meist zu weniger “Raucherhusten”… das ist so ungefähr das, was ich meine). Die Krebsgefahr scheint aber beim Dual-User vergleichbar hoch einzuschätzen zu sein, wie beim ausschließlichen Tabakraucher.

Trotzdem ändert diese Tatsache nichts daran, dass die E-Dampferei – isoliert betrachtet – wesentlich(!) geringere Risikofaktoren für die Gesundheit bereithält, als das Tabakrauchen. Und die von gewissen “Lichtfiguren” aus Kreisen der ANTZ immer wieder getätigte Äußerung, der Dual-User würde sich gar mehr schädigen, als der “Nur-Raucher”, weil er ja zusätzlich noch was “Böses” in seinen Körper pumpt, ist damit auch widerlegt.

 

Ein winziger Kritikpunkt

Nun zu meinem einzigen “Kritikpunkt”. Die Wissenschaftler haben die Möglichkeit, die Studie wirklich vollkommen rund zu machen, verpasst, indem sie auf eine Kontrollgruppe verzichtet haben. Eine einzige weitere Gruppe, nämlich Personen, die seit mindestens sechs Monaten weder geraucht, noch gedampft, noch NRT-Produkte konsumiert haben, wäre der Schritt zur nahezu perfekten Studie gewesen. Das hätte sicher auch keine wesentlichen Kosten verursacht, weil ja nur die Untersuchung der Proben dieser Personen (plus ein wenig Verwaltungsaufwand) angefallen wären. Und genau dieser Punkt wäre hochinteressant gewesen.

Ich jedenfalls (und ich bin sicher, es geht noch vielen anderen so) hätte gerne gewusst, ob sich denn beim “Asketen” auch die angeführten Substanzen finden lassen… und wie hoch diese sind. Damit wäre eventuell das Risiko durch das E-Dampfen noch weiter relativiert worden. Klar… bei der Gruppe hätte man keine Nikotin-Abbauprodukte gefunden, aber die anderen Produkte wären durchaus denkbar, denn die können dem Körper auch durch Umwelteinflüsse, die Nahrung oder andere Einflüsse zugeführt werden.

Die Differenz zwischen diesen Werten und den Werten für E-Dampfer oder NRT-Nutzer wäre dann sowas wie ein Maßstab für das Restrisiko gewesen. Schade, die Chance wurde verpasst.

Diese „Auslassung“ hat leider auch das Potential als Argument für „völligen Verzicht“ herangezogen zu werden, wie es der Artikel „E-Zigaretten: Weniger Schadstoffe, gleich viel Nicotin“ in der Pharmazeutischen Zeitung leider schon offenbart. Hier wurde den Wissenschaftlern folgende Aussage quasi „in den Mund gelegt“:

Sie betonen zudem, dass die Toxinbelastung durch NRT und E-Zigaretten zwar niedriger war als durch normale Zigaretten, aber nicht gleich Null. Ein gänzlicher Verzicht auf alle Nicotin-Produkte sei daher gesundheitlich das Optimum.

Dass die Toxinbelastungen größer „Null“ war, geben Studie und Aussagen noch her, doch die folgenden Sätze implizieren, als wäre es bei Nichtrauchern, Nichtdampfern und Nich-NRT-Nutzern so… und genau die Aussage wurde eben nicht getroffen. So wird aus einem eigentlich für uns E-Dampfer positiven Studienergebnis trotzdem wieder ein „erhobener Finger“ gebastelt.

Aber trotzdem bleibe ich dabei: Diese Studie ist ordentlich gemacht und ein Meilenstein für die Anerkennung des E-Dampfens als ein harmloses Genussmittel (das als “Nebenwirkung” auch noch dabei helfen kann, das Tabakrauchen zu lassen).


 

[Kurbelursel]

Meine Meinung zur Studie

Als Laie hatte ich nicht den Zugang zur vollständigen Studie. Dass die Werte bei reinen Dampfern besser sind, als bei reinen Rauchern, ist nun endlich am Menschen gemessen worden.

Leider fehlen Informationen, warum die Werte bei Dualusern fast so schlecht sein sollen, wie bei Rauchern.

Was ist denn gemäß dieser Studie ein Dualuser?

  • Ein Raucher, der sich irgendwann in den vergangenen 6 Monaten für 14 Tage Pflaster aufgeklebt oder einen mobilen Liquidverdampfer ausprobiert hat?
  • Ein Raucher, der tagsüber dampft und so mindestens ein Drittel seines Tabakrauchkonsums ersetzt? – Dann müssten die Werte doch schon sichtbarer von denjenigen, eines reinen Rauchers abweichen.

 

Was ist denn dabei, wenn ein Raucher langsam umsteigt?

Die Hürde, das Tabakrauchen sofort aufzugeben,  ist für manche Menschen viel zu hoch.
Selbst hatte ich anfangs gar nicht vor, mit Rauchen aufzuhören. Erst ersetzte ich meine Tabakzigaretten tagsüber, nach einigen Wochen auch die abendlichen, bis ich es wagte, die morgendlichen weg zu lassen.

Die Veröffentlichung über die Ergebnisse zu diesem Teil der Studie halte ich für sehr unglücklich.

 

Protokoll einer sich wandelnden Berichterstattung

Dampferszene und -Branche

Horst Winkler im Dampfermagazin berichtet professionell: Langzeit-Studie von Cancer Research UK veröffentlicht

Daniel Schmahl hat sich sowohl die Studie, wie auch die Expertenmeinungen durchgelesen für seinen Beitrag auf Blastingnews

Der VdeH titelt Ergebnis der ersten Langzeitstudie: E-Zigaretten weit weniger schädlich als Rauchen

 

Gesundheitsbranche

Aponet berichtete zeitnah und neutral.

Das Dt. Ärzteblatt hat sich einen Tag mehr Zeit gelassen und beim Lesen des Ergebnisses spürt man, wie schwer es dem Autor oder der Autorin gefallen sein muss, den Artikel zu formulieren. Studie: E-Zigaretten vermeiden Karzinogene bei gleich bleibenden Nikotinwerten (archive.org)

Nach dem Teaser werden NRT positiv dargestellt und so ganz mag man nicht einräumen, dass die E-Zigarette mithalten könnte. Sicherheitshalber wird noch eine negative und selbst von Experten umstrittene Studie (Kardiologen, die offensichtlich Forschungsgelder erheischen wollten) dazwischen geschummelt.

Für das Ärzteblatt sind sowohl Raucher, wie auch Dampfer “Nikotinabhängige”.

 

Allgemeine Presse

Noch in der Nacht veröffentlichte der kurier.at (überregionale Tageszeitung) E-Zigaretten sind sicherer als Tabak. Die ansonsten überraschend korrekte Berichterstattung mündet mit dem letzten Absatz unverhofft in eine Interpretation. Gemäß der Studienergebnisse sei die “sichere” E-Zigarette als Instrument geeignet, mit dem Rauchen aufzuhören. Der Bericht endet mit dem oft widerlegten Vorwurf des Gateway-Effekts.

Der Radiosender bigFM berichtet korrekt über die Bahnbrechende Studie aus Großbritannien

Der WDR (Westdeutscher Rundfunk) gesteht seinem Publikum nicht zu, sich anhand vernünftiger Informationen eine eigene Meinung zu bilden. Laut WDR ist Liquid ein „Gemisch aus Alkohol oder Alkanol, Nikotin und Aromastoffen„. Die ca. 80 % PG/VG werden nicht erwähnt und damit sind die aufgezählten Stoffe überdimensioniert.

Obwohl der WDR titelt „Britische Forscher: E-Zigarette weniger schädlich„, wird die Berichterstattung unversehens vermengt mit hervor gekramter Besorgnis des DKFZ über die vermutete Gefahr durch mehr Schadstoffe bei höherer Verdampfungstemperatur.

Im Podcast zu WDR5 Leonardo berichtet ab 48:57 Alexandra Rank nochmals in ähnlicher Weise.

Hätte die Redaktion des WDR die Studie verstanden, würde sie merken, dass Fakten den Spekulationen des DKFZ deutlich widersprechen. Wenn wir mit höherer Spannung dampfen, dann ist die Coil dafür entsprechend ausgelegt. Wenn nicht, dann schmecken uns die sich entwickelnden Schadstoffe nicht. Wir können sie nicht dampfen und deshalb sind sie auch nicht in Körperflüssigkeiten zu finden.

 

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