Der Stoff, aus dem die Nebel sind

„Ich habe keine Lust, meine Liquids selbst zu mischen.“
„Die Selbstmischerei ist mir zu kompliziert.“
„Ich möchte einfach ein fertiges Liquid nehmen und los dampfen.“
„Mir ist es zu riskant, mit Nikotinbase zu arbeiten.“
„Ich mag nur das Liquid XY von YX.“

stoff_titelEs gibt zwar nicht wenig Dampfer, die sich ihr Liquid selbst herstellen, aber über solche oder ähnliche Aussagen stolpert man immer wieder. Die Argumente sind auch nachvollziehbar.
Insbesondere wer das Dampfen nicht zu seinem „Hobby“ gemacht hat, sondern es nur als alternatives Genussmittel sieht und einfach unkompliziert dampfen will, der wird kaum auf die Idee kommen, seine „Software“ selbst herzustellen. Dampfen ist eh schon ein wenig aufwändiger als das Tabakrauchen… man muss die Akkus laden (und darauf achten, immer geladene vorzuhalten), den Tank nachfüllen, ab und an mal den Verdampfer bzw. Tank reinigen, Verdampferköpfe tauschen (und darauf achten, immer neue vorzuhalten), da erscheint das Selbstmischen wie ein weiterer unangenehmer Aufwand, der sich ja vermeiden lässt. Das Argument, man könne damit sparen, greift auch noch nicht wirklich, weil man selbst mit einem recht hohen Verbrauch an Liquid immer noch günstiger unterwegs ist, als mit Tabakwaren. Vor allem muss man sich auch mit der Mischerei befassen und sicher experimentieren… wer einfach nur dampfen will, dem mag das wirklich zu viel erscheinen.

Nun, das Kostenargument könnte in näherer Zukunft sicher an Bedeutung gewinnen, denn es gibt ja schon Pläne und Überlegungen, eine Liquid- bzw. Nikotinsteuer einzuführen. Es gab da Vorschläge, die das Dampfen zu einer Luxusbeschäftigung machen könnte, aber auch moderatere Abgaben könnten das Dampfen in ähnliche finanzielle Sphären heben, wie das Rauchen. Das ist zwar noch Zukunftsmusik… aber es kann schneller kommen, als man meinen mag.

Die Sache mit dem Risiko ist der negativen Propaganda der Dampfgegner geschuldet… und knallharter Unwissenheit, die sich auch durch die sogenannte „Nikotinlüge“ in den Köpfen festgesetzt hat. Dabei ist das Hantieren mit Nikotinbase (sofern sich die Konzentration in vernünftigen Grenzen hält) nicht gefährlicher als das Hantieren mit zahlreichen anderen Stoffen im Haushalt, in der Freizeit etc. Es gibt also gar kein Grund, sich davor zu „fürchten“.

Ein Argument gegen das Selbstmischen – das favorisierte Liquid eines bestimmten Herstellers – wird sich aber sehr bald in ein Argument FÜR das Selbstmischen wandeln. Bisher sind nur Vitamine, Koffein und Taurin in fertigen(!) Liquids verboten. Es sind aber Änderungsverordnungen zur Tabakerzeugnisverordnung auf dem Weg, wo die Liste der verbotenen Inhaltsstoffe weitaus umfangreicher ist. Eine Besonderheit ist, dass bei Inkrafttreten der geänderten Verordnung das Verbot dieser Inhaltsstoffe rückwirkend zum 20.05.2016 in Kraft tritt. Das bedeutet nicht, dass sich Händler oder Hersteller nach § 34 Abs. 1 Nr. 7 TabakerzeugnisG strafbar gemacht haben, weil sie in der Zeit vom 20.05.2016 bis zum Inkrafttreten der geänderten Verordnung Liquids mit dann verbotenen Inhaltsstoffen verkauft haben. Dies ist allein schon aufgrund von Artikel 103 GG ausgeschlossen. Die Rückwirkung der Verbotsliste mag zunächst fraglich erscheinen, jedoch sind die als Begründung angeführten Argumente (saubere Umsetzung der Vorgaben der TPD2 zum erforderlichen Termin) so geschickt gewählt, dass Klagen dagegen ausgesprochen geringe Aussichten auf Erfolg haben werden. Die Folge ist, dass ab Inkrafttreten der geänderten Verordnung alle Liquids, die Inhaltsstoffe aus der Verbotsliste enthalten, unverzüglich vom Markt verschwinden werden. Händler und Hersteller haben dann „für die Toilette“ produziert und der Konsument steht plötzlich ohne seinen Lieblingsgeschmack da.

Die Liste ist schon recht umfangreich, liest sich auf den ersten Blick aber nicht so fürchterlich. Das allerdings liegt daran, dass etliche Zusätze, die man als Laie einordnen kann, quasi bedeutungslos sind und dass viele Stoffe nur mit ihren „chemischen Bezeichnungen“ aufgeführt werden… und da weiß der Laie halt nicht, für welchen Geschmack es zuständig ist… und er weiß auch nicht, ob es in seinem Lieblings-Liquid überhaupt enthalten ist. Die Liste hat es allerdings wirklich in sich.
Das fängt mit dem Verbot von Menthol an. Bei Tabakwaren ist das Argument für das Menthol-Verbot noch nachvollziehbar, weil es dazu dient, die Inhalation des Rauchs zu erleichtern. Beim Dampfen sieht das ein wenig anders aus… hier dient es vielmehr der Geschmacksabrundung und damit auch vornehmlich dem Genuss. Hinzu kommen etliche Stoffe, die in Aromen Verwendung finden, die als „buttrig, käsig, süß, nussig, fruchtig, cremig, karamellig“ empfunden werden… und noch etliche andere Geschmacksrichtungen, auch „rauchige“ Noten. Waldmeister ist auch vom Tisch und Nuss- bzw. Mandelaroma wird ausgesprochen schwer umzusetzen sein. Insgesamt werden nicht wenige Liquids… gerade recht spezielle „Premium-Liquids“… betroffen sein.
Gerade aber der Wegfall von Menthol wird echte Probleme für zahlreiche Liquids bringen, denn oft ist das ein (teilweise in ausgesprochen geringer Dosierung) wesentlicher Bestandteil zur Abrundung.

Es werden mit Sicherheit viele Liquids über Nacht vom Markt verschwinden. Die Händler haben die absolute Arschkarte, denn wenn der Hersteller nicht kommunikativ ist, müssen wir davon ausgehen, dass bestimmte Liquids „vorsichtshalber“ aus dem Verkauf genommen werden, weil der Händler befürchten muss, es könnte sich ein verbotener Inhaltsstoff darin befinden. Und die Konsequenzen wären für ihn ausgesprochen unangenehm, weil es sich bei einem Verstoß um eine Straftat handelt.

Also kann und wird es durchaus Sinn machen, sich näher mit dem Selbstmischen zu befassen und es dann einfach einmal zu versuchen…

Es gibt zahlreiche Anleitungen im Netz, trotzdem werde ich hier in einer kleinen Serie die verschiedenen Aspekte des Selbstmischens inklusive detaillierter Anleitungen (auch und gerade für Einsteiger) vorstellen. Es wird ein wenig (verständliche) „Stoffkunde“ behandelt, es werden verschiedenen Methoden des Mischens erläutert, es wird um Aromen und Aromenkompositionen gehen und auch ums „Nachwürzen“ fertiger Liquids… und etliches mehr.

Den Anfang mache ich in wenigen Tagen mit dem ersten Teil der „Stoffkunde“. Das ist dann zunächst nur Theorie, aber der erste praktische Teil wird auf dem Fuße folgen… damit man auch gleich mal etwas ausprobieren kann. 😉

 

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