Wer wirklich unsicher ist, die Berührung mit Mathematik scheut oder erst einmal auf Nummer sicher gehen möchte, dem sei ans Herz gelegt, das Mischen auf das Beifügen von Aromen zu beschränken. Dabei kann nichts schief gehen (außer dass man einen widerlichen Geschmack zusammenrührt) und man hat damit auch Zeit, ein Gefühl für Aromenzugabe, „Reifung“ und den allgemeinen Umgang mit Aromen zu entwickeln.
Man kann eine Base mit der gewünschten Nikotinkonzentration und der gewünschten Zusammensetzung bereits fertig erwerben. Die Zusammensetzung ist meist ein wenig eingeschränkt, was die Auswahl anbelangt. Man kann (nicht überall) eine Traditionale kaufen (55 % PG, 35 % VG, 10 % Wasser) oder eine VPG (50 % PG, 50 % VG). Selten werden auch Velvet Cloud (80 % VG, 20 % Wasser) angeboten… reine PG- oder VG-Basen eignen nicht wirklich zum Dampfen.
Hat man also ein Basis-Liquid, so geht es nun nur noch darum, irgendwie Geschmack zu erzeugen.
Dampfaromen bzw. Aromen, die zum Dampfen geeignet sind, gibt es in Hülle und Fülle. Welche man verwendet, hängt ausschließlich vom Geschmack ab. Leider werden Aromen von verschiedenen Herstellern nicht nur in unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung, sondern auch noch in unterschiedlicher Verdünnung angeboten. So kann es sein, dass man vom Erdbeer-Aroma des Herstellers A ungefähr 1 – 3 % zugeben muss, um einen ordentlichen Erdbeergeschmack zu bekommen… beim Erdbeer-Aroma des Herstellers B sind für ein vergleichbares Ergebnis aber vielleicht 10 – 15 % erforderlich.
Grundsätzlich sollte man darauf achten, dass die Dampf-Aromen der Wahl auch über eine Angabe der empfohlenen Dosierung verfügen. Damit hat man dann einen Anhaltspunkt… den Feinschliff muss man eh den eigenen Geschmacksknospen überlassen (und der Geduld… aber dazu später mehr).
Wer mit dem Dampfen anfängt, der hört und liest immer wieder den dringenden Rat, sich mindestens zwei Akkus zuzulegen, damit man weiter dampfen kann, während ein Akku am Ladegerät hängt. Einen vergleichbaren Rat möchte ich auch bezüglich des Selbstmischens geben! Wer beginnt, selbst zu mischen, sollte auf jeden Fall Liquid für drei, vier Wochen im Hause haben. Sicher ist es möglich, die „Suppe“ sofort nach dem Mischen in den Verdampfer zu kippen, es ist aber in den meisten Fällen nicht empfehlenswert. Das liegt an der sogenannten „Reifung“ (wobei es nicht um einen „klassischen“ Reifungsprozess geht, sondern eher um eine größtmögliche Durchmischung [1] [2]). Man sollte seinen Kreationen – obwohl man schüttelt, rührt, erwärmt und „ultraschallt“ – schon mindestens zwei Wochen geben, bevor man sie endgültig kostet. Muss man dann nachwürzen, dann fängt diese Frist wieder von Vorne an. So empfiehlt es sich, ausreichend Liquid im Hause zu haben, um nicht auf dem Trockenen zu sitzen oder das noch nicht wohlschmeckende Selbstgemischte dampfen zu müssen.
Der Vorteil, ein schmeckendes Liquid für diese Zeit zu haben ist, dass es einem hilft, die ohnehin schier unerträgliche Ungeduld (ist verständlich… man will seine Kreation halt kosten) ein wenig leichter zu überstehen. Schafft man es, sich in Geduld zu üben, so wird man meist positiv überrascht und es fällt leichter, SEINE Mischung zu finden.
Wer erstmal mischen (also eine fertig abgemischte neutrale Base mit Aroma versehen) will, dem empfehle ich, anfangs nicht zu viele Aromakomponenten gleichzeitig zu verwenden. Ab besten ist es, sich die Aromen, die man sich wünscht, zu besorgen… nicht empfehlenswert ist der Versuch, gleich einen Lieblingsgeschmack durch Aromenkomposition nachzubilden… das geht in der Regel schief (selbst wenn man schon wirklich fit im Aromatisieren ist, ist das kein leichtes Unterfangen). Es gibt inzwischen schon eine ordentliche Auswahl an komplexeren Aromen… von Amaretto bis Zuckerwatte… und auch Aromenmischungen für „berühmte“ Geschmacksrichtungen, wie z. B. Heisenberg etc.
Es gibt auf jeden Fall ein paar Aromen bzw. Komponenten, die man sich aber durchaus anschaffen sollte: Einen Sweetener (z. B. Ethylmaltol …selbst wenn man keine „Zuckerschnüss“ ist, kann eine Zugabe so manches Liquid erst vollenden), Vanillin, ggf. ein „Bitteraroma“ (z. B. Bitter Wizzard) und evtl. sowas wie MTS Vape Wizard (zum Herausnehmen von Säure). Auch ein reines Sahne-Aroma kann nicht schaden, um gewisse Geschmacksrichtungen abzurunden… gilt auch für Karamell.
Wer anfängt, mit Aromen zu experimentieren, der sollte nicht sofort 100 oder gar 1.000 ml anmischen. Wenn es schief geht, hat man zu viel Ausschuss. So sollte man höchstens 10 ml herstellen und nach ausreichender Reifezeit ausprobieren. Nun kommt aber noch ein klein wenig Mathematik ins Spiel.
Gibt es für ein Aroma die Dosierungsempfehlung von 2 %, so muss man kurz ausrechnen, wie viel Aroma denn nun in die 10 ml Base müssen.
Aromamenge = (Basismenge x Prozentwert) / 100 |
Wir müssen also von dem 2-%-empfohlen-Aroma (10 x 2) / 100 = 0.2 ml zugeben. Hier wäre es natürlich erforderlich, die 0.2 ml Aromazugabe von der Base selbst abzuziehen, also 0.2 ml Aroma in 9.8 ml Base geben. Das kann man allerdings auch gerne vernachlässigen… man muss dann nur – wegen der Reproduzierbarkeit – bei der Vereinfachung auch in Zukunft bleiben.
Ist ein Prozentbereich für ein Aroma vom Hersteller empfohlen, so sollte man zunächst den kleineren Wert ausprobieren. Das kann nach ausreichend langer Reifezeit schon prima passen. Wer allerdings ungeduldig ist und gleich nach dem Zusammenrühren kostet, wird vielleicht enttäuscht sein, weil es nicht so kräftig schmeckt, wie man es erwartet hat. Der größte Fehler wäre dann, sofort noch weiteres Aroma zuzugeben. Das kann nämlich dazu führen, dass das Aroma, wenn es nicht sofort aufgebraucht ist und nachreifen konnte, dann „überwürzt“ ist… viele Aromen neigen außerdem bei Überdosierung dazu, einen „seifigen“ oder „kratzigen“ Geschmack zu zeigen. Den bekommt man aus seinem „Geschmacksgedächtnis“ so schnell nicht wieder raus… und das kann einem ein bestimmtes Aroma sogar auf Dauer verleiden.
Drum nochmal (ja, ich weiß, ich nerve)… gebt Euren Liquids Zeit zum „Entwickeln“. Mit der geringsten Aromenzugabe und zwei oder drei Wochen Wartezeit, bekommt man ein Gefühl dafür, wie sich das Aroma letztlich entwickelt. Ist einem der Geschmack dann doch zu dünn, dann erhöht man die Zugabe (gerne auch in dem zu dünnen Liquid) ein wenig… und übt sich wieder in Geduld.
Um nun solche relativ kleinen Mengen vernünftig abzumessen, kann man nicht den Messbecher aus der Küche nehmen. Es hat sich etabliert, dafür Spritzen zu verwenden. Die gibt es in verschiedenen Größen. Es empfiehlt sich, eine Spritze mit 25 ml oder 10 ml für das Abmessen der Base zu besorgen, dazu vielleicht noch eine mit 5 oder 3 ml und für die Zugabe der Aromen sind Insulinspritzen (aber nicht mit Einheiten-, sondern mit ml-Skala) hervorragend geeignet. Die haben dann ein Fassungsvermögen von 1 ml und eine Skala, die in 0.01 ml unterteilt ist. Wenn man verschiedene Aromen verwendet, sollte man sich auch die entsprechende Anzahl solcher Spritzen besorgen, um Nebeneffekte zu verhindern.
An den Anfangstagen der Selbstmischerei – aber auch heute noch – kann man Angaben wie „fünf Tropfen Aroma“ lesen. Das mag schon funktionieren, man muss sich nur extrem an die korrekte „Tröpfchenzahl“ heranarbeiten. Wenn der Aromen-Hersteller 2 % Aroma empfiehlt, dann muss man ja erst herausfinden, wie viele „Tröpfchen“ das sind. Ändert sich vielleicht die Tropfspitze der Aromenflasche, kann sich das auch wieder ändern. Diese Methode würde ich wirklich nicht empfehlen, vor allem, weil es die Reproduzierbarkeit erschwert (und man sich gerne auch verzählen kann und wird).
Schließlich besteht noch die Möglichkeit, die Menge mit einer Feinwaage zu bestimmen. Auf dieses Thema gehe ich aber erst in einem späteren Teil dieser Artikel-Reihe ein, weil es nur für’s Aroma nicht so viel Sinn macht.
Man kann Aromen kalt oder warm zum Liquid hinzugeben. Je wärmer Liquid und Aroma sind, umso schneller und besser durchmischen sie sich von Anfang an. Wichtig dabei ist nur, dass man beachtet, dass es viele Aromen gibt, die eine zu starke Erhitzung nicht auf Dauer vertragen. Es ist ausreichend, wenn die Flüssigkeiten Zimmertemperatur haben, es geht aber auch genau so gut, wenn man beides aus dem Kühlschrank holt und los mischt.
Noch ein paar Worte zum Arbeitsplatz: Man sollte schon eine vernünftige Fläche haben, am besten abwischbar… und der Teller mit den geschmierten Stullen hat da auch nix zu suchen. Wer nicht alleine wohnt, sondern Haustiere hat, sollte sie so lange aussperren, bis das Mischen beendet ist. Gerade Katzen finden das nämlich extreeem interessant, was Frauchen oder Herrchen da gerade macht. Eine Rolle Krepp-Papier ist auch Pflicht und vielleicht ein feuchter Lappen. Handschuhe müssen echt nicht sein… es sei denn, man will vermeiden, dass die Finger den ganzen Tag nach Erdbeere riechen, falls man plempert.
Wenn man meiner Empfehlung, mit höchstens 10 ml zu beginnen, folgt, dann wird man vermutlich direkt in ein 10-ml-Liquid-Fläschchen mischen. Das ist auch nicht schlecht, hat aber den Nachteil, dass man nicht mit einem Rührutensil in die Flasche kommt. Im Bastelbedarf bekommt man aber Glaskügelchen zwischen 2 und 3 Millimetern Durchmesser, die beim Schütteln die Durchmischung erleichtern. Drei, vier, fünf dieser Perlen in die Liquidflasche… das klappert beim Schütteln schön.
Ist man fortgeschritten oder hat man seine Mischung gefunden und man möchte größere Mengen neutraler Basis aromatisieren, dann kann (und sollte) man an Stelle einer Flasche auch ein Gefäß mit weiterer Öffnung verwenden. Dort passt dann ein einfacher Rührstab hinein. Sehr gut funktioniert ein Milchaufschäum-Quirl, der beim Mischen ohnehin gut zu verwenden ist und nicht die Welt kostet.
Die möglichst gleichmäßige Verteilung der Aromamoleküle im Liquid ist der angestrebte Zustand. Der Zeitraum, bis dieser Zustand erlaubt ist, wird als „Reifezeit“ bezeichnet. Man kann diese Zeit verkürzen und den Vorgang beschleunigen, indem man dem Gemisch Energie zuführt. Erwärmt man das frisch angemischte Liquid vorsichtig (im Wasserbad) und nicht zu stark (so um die 60 ° C sind perfekt), dann verteilen sich die Aromamoleküle schneller. Rührt oder schüttelt man dann zwischendurch noch ab und an, wird der Prozess abermals beschleunigt. Eine sehr gute Methode ist die Verwendung eines einfachen Ultraschall-Reinigers, den man mit entsprechend warmen Wasser befüllt und dann die Liquidflasche hinein stellt. Bei allem Gerühre, Geschüttle, Geklapper mit Glaskugeln, Ultrageschalle… Reifezeit bleibt ReifeZEIT. Wieder drehe ich die Gebetsmühle: Gebt Euren Kreationen Zeit, selbst wenn es wirklich schwer fällt. Ihr erhöht Eure Chancen auf ein wohlschmeckendes Liquid damit enorm und vermeidet, dass Ihr viel Liquid ins Klo kippt. Es gibt Aromen, die brauchen weniger Zeit und schmecken schneller schon annehmbar, das muss man aber durch Experimentieren herausfinden. Generell besteht, wie ebenfalls schon erwähnt, die Gefahr der Überdosierung, wenn man zu früh kostet und dann „nachwürzt“.
Und drum auch noch eine weitere Umdrehung der Gebetsmühle: Fangt mit geringer Aromazugabe an. Aromen sind eine Wissenschaft für sich (hier nochmal der Hinweis auf den entsprechenden Artikel [1]). Viel hilft hier nicht viel, sondern versaut eher… weniger ist hier wirklich in der Regel mehr.
Zu Anfang der Selbstmischer-Karriere wird man mit vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen experimentieren. Deshalb ist es absolut empfehlenswert, sich seine „Rezepte“ ganz genau zu notieren (Zutaten, Mengen, Reifezeiten). Damit schafft man sich auch eine Referenz für spätere Experimente.
Und setzt Euch nicht zu sehr unter Druck. Bei speziellen Lieblingsgeschmäckern greift lieber auf fertige Aromenmischungen zurück, anstatt zu versuchen, den Geschmack aus Einzelkomponenten nachzubilden (zu diesem speziellen Thema gibt es später auch noch einen Artikel). Beschränkt Euch auf einige wenige Aromen pro Liquid und überlegt vorher, ob sie gut zusammen passen. Wenn eine solche Kreation nicht wie gedacht schmeckt, macht Euch Gedanken, welche Komponente den Geschmack abrufen könnte (und seid damit dann aber extrem sparsam, damit die Zutat nicht den Geschmack dominiert).
Ach ja, jetzt habe ich glatt vergessen, den Vorgang des Beimischens zu beschreiben 😉 😀 …
Ihr zieht die benötigte Menge Aroma auf die Spritze und drückt es dann in das mit dem neutralen Liquid bereits befüllte Gefäß (wenn Ihr das Aroma mit aufgesetzter Kanüle aufzieht, empfehle ich, sie vor dem „Ausquetschen“ abzunehmen… manche Aromen sind recht dickflüssig… dann drückt man stärker auf den Kolben, die Kanüle kann dann unter dem Druck losfliegen… rein ins Gefäß… das kippt um es spritzt… und meine Küche hat mal zwei Wochen lang wie der Eingangsbereich eines Kinos gerochen… das Popcornaroma war nämlich dickflüssig). Dann Rühren, schütteln, schallen und stehen lassen (!)… also das war jetzt keine Geheimwissenschaft, oder?
Im nächsten Teil der kleinen Serie geht es endlich an das Anfertigen von Basen aus den Grundkomponenten.
Oh… fast vergessen… DEN wollte ich noch nachschieben:
Was Empfehlungen für Aromamengen anbelangt, wird immer noch sehr gerne auf eine Online-Tabelle verwiesen, wo Benutzer die von ihnen bevorzugten Beigabemengen eintragen und auch teilweise die Hersteller-Empfehlungen nachzulesen sind. Mein Tipp dazu: Meidet diese Tabelle, wie der Teufel das Weihwasser… sperrt die Webadresse in eurer Firewall… Finger weg davon.
Die grundsätzliche Idee war ja nicht schlecht, doch leider funktioniert sowas in der Praxis nicht. Da findet man teilweise utopische Zahlen (oft von Ungeduldigen, die ohne Reifezeit auskommen wollen und dafür halt ordentlich Aroma ins Liquid kippen). Außerdem muss man immer im Hinterkopf behalten, dass Aromen-Hersteller immer wieder mal die Zusammensetzung und Konzentration ihrer Liquids verändern. Damit können die Werte in der Tabelle schon schnell veraltet sein. Im Endeffekt ist die Gefahr einer Enttäuschung recht groß. Am besten fährt man mit den aktuellen Hersteller-Empfehlungen und beginnt mit wenig Aroma… dann kann man sich hocharbeiten. Die „Tabelle“ macht man sich dann quasi selbst, wenn man – wie empfohlen – die eigene Mischerei ordentlich dokumentiert.
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