Szene-Report, Messen und andere Katastrophen…

Autor: Alexandra Matschuck

Wie mein lieber Kollege Andre He bereits schon ausführlich beschrieben hat, möchte auch ich mal offene Worte zum Besten geben.

Ich bin 2015 in die Dampferszene gerutscht und sofort mit Messen gestartet, damals war es wirklich eine tolle Familie, in die ich herzlich aufgenommen wurde und eine Messe war ein absolutes Ereignis, sowohl für uns Aussteller, als auch für die Besucher. Damals gab es aber auch nur ein paar und man ist extra angereist und hat sich auf ein Bomben-Event gefreut.

Ja, die TPD2 hat vieles erschwert, aber wir können nicht alles damit rechtfertigen. Es ist immer noch möglich, Hardware zu präsentieren, auch wenn wir diese noch nicht vertreiben dürfen, dafür sind Messen eigentlich gedacht. ABER, der Besucher erwartet, dass er dort ALLES kaufen kann, somit nehmen die Hardware-Hersteller und Großhändler schon gar keine Innovationen zum Vorstellen mehr mit, denn der Kunde ist sauer, wenn er NUR GUCKEN kann. „Dann bestellt er halt in China“

Was den Liquid-Trödel angeht, es werden Liquids und Aromen teilweise unter Händler-EK verramscht – für gute Händler unerklärlich. Messepreise sind klar, muss man machen, erwarten wir selber, wenn wir andere Messen besuchen. Aber früher war ein guter Messepreis 20% Rabatt und die Besucher haben sich gefreut. Heute diskutiert man stundenlang, warum es nicht 50% oder mehr sind und man soll erklären, warum es „so teuer“ ist. Das macht echt keinen Spaß mehr. Die Besucher gehen kartonweise mit Ware raus, klar sie freuen sich, wundern sich dann aber, warum der Lieblings-Offi mit dem leckeren Kaffee zu macht. Liegt es vielleicht daran, dass ihr nach einer Messe monatelang nur noch Kaffee trinkt, weil Ihr ja die Schränke voll habt?

Als ich angefangen habe, war ich mit meiner Vape-Wear die einzige und war gern gesehener Gast auf Messen, weil es das Angebot bereichert hat. Heute komme ich auf eine Messe und es sind 3 weitere Textil-Stände dort (teilweise sogar vom Veranstalter selbst), die im Laufe der Jahre beobachtet haben, dass man damit offensichtlich Geld verdienen kann, nur vergessen diese, was an Herzblut dahinter steckt. Diese neuen Anbieter sind nur auf das schnelle Geld aus, lassen billig produzieren und legen keinen Wert auf Qualität – Hauptsache billiger als ich. Was der Kunde gerne annimmt, aber kein zweites Mal kaufen wird. Vermeintliche Kollegen kopieren Designs, um auf den Zug aufzuspringen. Das ist nicht mehr die #laVaporFamilia, die wir seinerzeit so geschätzt haben. Und meine Vape-Wear steht hier quasi als Beispiel für alle Produkte: kopieren, „verbessern“, verramschen, Kollegen platt machen…

Wir haben inzwischen fast alle 14 Tage eine Messe, was wir Aussteller gar nicht leisten können, und ganz davon abgesehen, wurde der Umsatz ,den wir vorher mit 3-4 Messen gemacht haben, auf all diese Messen verteilt. Jetzt dürfen wir hoffen, dass es wenigstens eine Null-Nummer wird und nicht zu großer Verlust. Was Veranstalter angeht: inzwischen macht es jeder Hinz und Kunz (ich will hier keinen angreifen), der mit einer Dampfermesse schnelles Geld verdienen will. Ob er selbst aus der Szene kommt, oder nicht… Was man aber oft zu spüren bekommt und es somit zu dieser Übersättigung kommt.

Was mir persönlich noch am Herzen liegt: Startet man in dieser Branche auf Messen hatte man manchmal einen Newcomer Bonus bei den Standpreisen, aber heute werden One-Man/Woman-Shows meistens genauso behandelt wie große Konzerne. Und ganz ehrlich für Standgebühren in Höhe von 1800-2400 Euro muss ich verdammt viele Shirts „stricken“… nur um dabei sein zu dürfen? Die Tatsache, dass man sich schon lange halten kann, bedeutet nicht, dass man direkt ein Multi-Millionen-Euro-Unternehmen geworden ist. Mag aber auch sein, dass man die „Kleinen“ gar nicht mehr auf Messen haben will, die früher die ersten Messen noch bereichert haben… Aber INFLUENCER (kommt das nicht von INFLUENZA und ist ein lästiger, ansteckender Virus *lach*?) werden teilweise sogar bezahlt… Klar sind die wichtig, aber doch keine Stars, die man pudern muss. Wenn die echt und realistisch sind, kommen die gerne und berichten neutral über ihre eigenen Erfahrungen. Zumindest war das damals noch so.

Mein persönliches Fazit: Ich werde das nicht weiter mitmachen, nicht versuchen alle Messen mitzunehmen, nicht meine Ware verramschen, um mithalten zu können, und diesen „Geiz-ist-geil“-Trend nicht weiter unterstützen. Ich werde ganz genau überlegen, welche Messen mir noch wichtig sind, sei es, weil die Veranstalter inzwischen Freunde sind, oder weil das Konzept toll ist oder weil inzwischen vielleicht mal welche nachdenken und etwas verändern.

#stayreal #stayfriends #stopkommerz #stayfamily

3-2-1 shitstorm kann beginnen!