Kartuschensysteme und Vollblutdampfer

[Autor: Kurbelursel]

Jahrzehnte hatte ich geraucht. Die Zigaretten waren mir in jungen Jahren oft zu teuer, sodass ich sie mir selbst drehte und davon Magenschmerzen bekam.
Später leistete ich sie mir. Irgendwann aber stieg der Preis so hoch, dass ich mir eine elektrische Maschine anschaffte, die mit einer langen, sich drehenden Spirale den Tabak in die Filterhülsen transportierte.

Das war zwar preiswerter, aber kostete mindestens 4 Stunden Arbeit pro Woche. Also wechselte ich auf sogenannte „Braunware“.
Dass ich zu dampfen anfing, hatte nur den Grund, im Atelier nicht auf die Rituale zu verzichten.

Dass das so gut funktionierte, dass ich sogar ganz umgestiegen bin, konnte ich kaum fassen.
Entsprechend groß meine Wut auf BIG-T, als ich mit der Zeit mitbekam, wie viele Stoffe sich in Tabakzigaretten finden lassen.
Und dass da wohl mehr Substanzen dafür sorgten, dass ich nicht ohne aus kam.
Man kennt das ja von Tierdosenfutter, wo es möglich sein soll, dass manche Haustiere nur das Produkt einer bestimmten Firma annehmen.

So ein Feindbild ist praktisch. Man kann Infos im Alltag leichter filtern.

Durch die eigene Familiengeschichte und durch misslungene Aufhörversuche zu rauchen, sowie durch das eZigaretten-Bashing, besteht sowieso ein weiteres Feindbild daneben: Pharma, sowie überhaupt die Gesundheitsbranche, vor der ich mich seit über 30 Jahren fürchte, da sie davon partizipiert, dass die Gesellschaft immer mehr dem Einzelnen die Schuld für seine Krankheit zuschanzt, wie ich damals im Soziologieunterricht mit bekam.

Als ich später testete, ob ich rückfällig werden könnte und sich zeigte, dass alle Horrorvorstellungen ausblieben, fühlte ich mich endlich wirklich frei. Ich schwor mir, mich nie wieder unnötig in derartige Fänge zu begeben.

Verdampferköpfe selbst zu wickeln oder Liquid zu mischen – das war trotzdem der damals erst heran nahenden TPD2 geschuldet. Mir hätte gereicht, zu wissen, dass man das kann.
Inzwischen sind mir derartige Tätigkeiten gleich denen, zu kochen, als Fertiggerichte zu erhitzen. – Etwas völlig Normales.

Nebenher haben sich die Feindbilder etwas verschoben. – Pharma steuert durch Spenden etc. die WHO.

Big-T kann gar nichts dafür, dass man im Laden nicht die Bestandteile (Nikotindosis etc.) der verschiedenen Marken vergleichen kann. Der Gesetzgeber hat es verboten, sowas drauf zu drucken.

Aber Big-T partizipiert von der Warnung vor dem Rauchen und der Warnung vor der E-Zigarette durch den Nocebo-Effekt. Die meisten Tabakraucher halten sich dadurch für süchtig, ohne es zu sein und können die Sucht nicht so leicht bekämpfen, da es eine eingebildete ist.

Als umsichtige Verbraucherin und mit meinem heutigen Wissen bin ich natürlich keine Adressatin für Kartuschensysteme. Weder möchte ich mich, wenn es auch anders geht, wegen des Zusammenpassens der Bestandteile eines Dampfgeräts an einen bestimmten Modellanbieter binden, noch an einen bestimmten Liquidgeschmack.

Raucher sind für mich nicht, wie in den Anfangswochen meines Umstiegs, Schäflein, die es zu bekehren gilt. Im Gegenteil. Leben und leben lassen. Ich weiß ja inzwischen um das Nudging und dass dem Rauchen nur ständig neue Folgeerkrankungen angedichtet werden.

Wenn z.B. von Erl mit seinem Produkt Erfolg hat, dann habe ich davor großen Respekt. Das Unternehmen hat sich in einer Zeit, in der das Dampfen weltweit mediale Ächtung erfuhr und dank der WHO unglaubliche wirtschaftliche Konsequenzen erfährt, gefestigt. Von Erl hat einen großen US-Auftrag an Land gezogen (demnächst offenbar auch für Russland) und einen Preis für seine Verpackung bekommen. Von Erl war es auch, der die professionelle deutsche Synchronisation für A Billion Lives ermöglichte.

Warum sollte ich nicht respektieren, dass es Kunden gibt, die mit solchen Produkten glücklich sind? Würde ich nachfüllbare Marker kaufen? – Nö, wenn ich an die Sauerei denke. Würde ich nachgefüllte Kartuschen für den Drucker kaufen? – Nö, wenn ich meine mehrfachen Erfahrungen bedenke. Ich kann die Leute verstehen und respektieren, die das Dampfen nicht zum Hobby machen möchten.

Einziges Problem, das ich persönlich bei der flachen Cigalike „My.“ sehe, ist die Bezeichnung Hybrid. Nach meinem Verständnis ist ein Hybrid eine Verschmelzung von zwei oder mehr Teilen zu einer Einheit.

Nur für mich ist es halt nichts. So wenig, wie Fertiggerichte. Aber sie sind praktisch und ich finde, es sollte die Freiheit für den Kunden da sein, selbst zu wählen. Auch ich könnte mal in die Lage kommen, auf sie zurückzugreifen aus zeitlichen oder vielleicht körperlichen Gründen.

Bei mir fällt natürlich viel weniger Müll an – sowohl im Haushalt, als auch speziell bezüglich des Dampfens – doch zufrieden mit dem Umgang mit Müll können wir sowieso nicht sein. Und ich bin schon lange nicht mehr bereit, die Schuld dafür beim Verbraucher anzusiedeln.

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