Mikas Dampftagebuch (Teil 21)

02.10.2020 Liebes Tagebuch!

Die letzten Wochen habe ich viel auf dem Balkon verbracht, zumindest solange bis die Wespen mich wieder vertrieben haben. Das waren ja Massen an Wespen, die dieses Jahr unterwegs waren. Man soll sich ja ruhig verhalten, wenn diese Biester einen anfliegen. Also wer das kann… prima. Ich kann es nicht…

Apropos Tiere, ich habe lange überlegt, ob ich darüberschreiben soll. Warum so zögerlich? Naja, sagen wir es so: Das ist etwas, über das man nicht so gern redet, aber trotzdem sehr interessant ist. Ich hätte auch gar nicht gedacht, dass mich dieses Thema, von dem ich vor langer Zeit mal gehört habe, überhaupt betreffen könnte.

Ich habe einen Hund. Den liebe ich, und ich tue alles für ihn. Mein Hund möchte anonym bleiben, also nenne ich ihn Kaya. Kaya ist eine Hündin und ist wirklich eine sehr liebe Hündin.
Vor drei oder vier Wochen begann Kaya sich zu kratzen. Nun ja, das tun Hunde manchmal.
Aber es wurde nicht besser. Im Gegenteil. Nach einer Woche begann ich mich auch zu kratzen. Es juckte. An den Füßen, in den Kniekehlen, in den Armbeugen… auf jeden Fall war es sehr unangenehm.

Der Hund hat Flöhe. Klar.

Flöhe sind „Wirt-stet“, habe ich mal in der Schule gelernt. Bedeutet, dass Flöhe stets auf ihrem Wirt leben. Wobei Hunde-Flöhe eben nicht auf Katzen gehen. Und schon gar nicht auf ihr Frauchen oder Herrchen. Es sei denn – sie haben Hunger, weil sie zu viele geworden sind. Oder sie sind irgendwie desorientiert und haben sich „verhüpft“. Sind also auf mir gelandet statt auf einem anderen Hund. Dann beißen sie zu und saugen und merken erst etwas zu spät, wenn es ihnen nicht so recht schmeckt. Ja, das kann passieren.

Also habe ich das gemacht, was man tun soll, um Flöhe zu identifizieren (falls man sie nicht sieht – ich habe schon Flöhe hüpfen sehen – so klein sind die gar nicht): Ich habe ein feuchtes Tuch genommen und damit mein Bettlaken abgewischt. Weil: Flöhe hinterlassen winzige Kot-Spuren. Also mein schönes, verdautes Blut. Und wenn das mit einem feuchten Tuch in Verbindung kommt, wird es so, wie es mal war: rot.
Es wurde nicht rot. Nichts wurde rot, nichts zu sehen. Also doch keine Flöhe…

Ich habe meine Räume mit Insektenspray vernebelt. Half, naja, wenig.
Dann habe ich meine Kaya imprägniert. Spot-on-Mittel in den Nacken. Sie kratzte sich weiter. Permethrin-Halsband umgelegt – wirksam bis zu acht Monate und entsprechend so teuer wie ein Verdampfer.
Nichts. Hund kratze weiter, also zum Tierarzt. Der hat das arme Tier kräftigt durchgekämmt. Und natürlich nichts gefunden. Keine Ahnung. Dann halt eine Spritze zur Beruhigung, also, damit es eben nicht mehr so doll juckt, 35 Euro. Na gut, wenigstens das hat geholfen. Zumindest bei meiner Hündin Kaya…

Nicht bei mir…

Ich hatte eine verwegene Idee. Ich habe einen meiner Nikotin-Shots zweckentfremdet. Jawohl, ich habe mich damit eingerieben, an den Stellen, die gejuckt haben. Ehrlich gesagt, ich fand das eigentlich unlogisch, war so eine spontane Idee. Nikotin, damit kann man Insekten und Spinnen vergiften. Dafür hat die Tabakpflanze das ja entwickelt.
Aber eigentlich – warum sollte es gegen das Jucken helfen?
Nur: Es half. Tatsächlich.
Es half!

Ich habe mich damit eingecremt. Ein 50:50-Shot. Das Glycerin gefiel meiner Haut außerordentlich gut. Und, verdammt – ich hatte das Gefühl, dass es besser wird. Verstanden habe ich es nicht. Aber ich habe, weil es funktionierte, fleißig weiter gecremt. (Ich habe mittlerweile eine Quelle, da kostet der Liter Nikotin, also hundert Fläschchen, 40 Euro. Macht pro 10 ml-Fläschchen 40 Cent, das finde ich günstig.)

Tja, wie geht die Geschichte aus?

Kaya juckt sich kaum noch, obwohl die Spritze gegen die Symptome längst nachgelassen haben dürfte. Mein Jucken hat ebenfalls nachgelassen.
Nikotin-Shots – Nikotin-Spots – Nikotin-Spot-on! Echt, das Zeug hat auf der Haut gewirkt.
Nur, warum? Das erklärte sich mir nicht. Was soll‘s, aber wenn‘s hilft …

Und dann kam die Erleuchtung durch meine eine Nachbarin. Der habe ich das alles erzählt.

„Hattest Du die Krätze?“ hat sie gefragt und furchtbar gelacht. Und ich habe sie wütend angeschaut. Die Krätze?! Du spinnst wohl, ich bin sauber! Ich dusche jeden Tag! Habe jeden Tag frische Klamotten an! Und putzen tu ich auch! Krätze, also so was Blödes.
Erst war ich wirklich beleidigt, aber dann haben wir zusammen ihren mitgebrachten Kuchen gegessen, und schließlich ist sie wieder gegangen. (Ohne sich zu kratzen.)

Ich war irritiert. Krätze? Naja … ich habe dann mal bei Wiki geschaut, was das eigentlich ist, diese „Krätze“. Also, die gehören zu den Spinnentieren, winzig kleine Milben, nur so 0,3 mm groß, die sich unter die Haut bohren und die Haut fressen. Puuh, nee! Aber: Nix von wegen unsauber. Man kann dort lesen, dass das sogar in den peinlich desinfizierten Krankenhäusern schon vorgekommen ist. Wirklich.

Worauf ich hinaus will: Behandelt wird Krätze normalerweise mit Pyrethrum oder Permethrin. Das ist der natürlich oder künstlich erzeugte und giftige Wirkstoff der Chrysantheme. Ein Gift von Pflanzen gegen Fressfeinde. Ich hatte Nikotin. Ein Gift von Pflanzen gegen Fressfeinde. Und – hat geholfen, echt! Ich habe das intuitiv genau da draufgeschmiert, wo die Biester in der Haut saßen. Und es hat geholfen. Verdammt gut, verdammt schnell. Meine! Nikotin-Lotion! Hat! Geholfen!

Dass diese „Therapie“ nirgendwo empfohlen wird, ist klar. In der Volksmeinung gilt Nikotin nach wie vor als ganz, ganz schlimmes, als tödliches Nervengift. Obwohl das auf einen wissenschaftlichen Irrtum zurückgeht. Oder besser, auf eine wissenschaftliche Schlamperei, deren Dokumentation sich über hundert Jahre gehalten hat. Bevor sie vernichtend widerlegt wurde. Nebenwirkungen hatte ich übrigens nicht.
Aber zu den Nikotin-Fakten hat die ExRaucher IG ja einen schönen Flyer gemacht, in dem alles drinsteht – den kann man hier herunterladen: Factsheet Nikotin

Jedenfalls: Ich war froh, dass ich die Nikotin-Shots gegen diese Krätze hatte. Wäre vielleicht sinnvoll so einen Nikotin-Shot in der Hausapotheke zu haben. Auf jeden Fall kann ich die nächsten Nikotin-Shots wieder zum Mischen meines Liebling-Liquids: Creme Anglaise verwenden.

Allerdings: Das, was ich für meine ganze „Kur“ verwendet habe, hätte sicherlich für 200 ml Liquid gereicht…