Macht sich die Plattform „Spreadshirt“ zum Erfüllungsgehilfen der Tabak-Industrie?
Lustige Bilder auf Tassen oder Base-Caps, das Vereins-Logo auf dem Einkaufsbeutel oder ein witziger Spruch auf dem T-Shirt – wer eine gute Idee hat, kann sie zu Geld machen, indem er bei „Spreadshirt“ ein Design hochlädt, übers Internet kann dann jeder die Sachen bestellen, der Design-Autor bekommt Prozente. Erlaubt ist, was gefällt. Ausnahme sind „schädigende, irreführende Aussagen“.
Doch was „schädigend“ ist, darüber richtet „Spreadshirt“ in eigener Regie – und wenig nachvollziehbar.
Elisabeth aus Österreich ist Dampferin aus Leidenschaft. Deshalb wollte sie für sich und andere Shirts machen, um ihre Botschaft anderen mitzuteilen: Hört auf mit dem Rauchen – dampft lieber!
Drei Designs lud sie auf den Server: „Dampfen ist mindestens 95% Prozent weniger schädlich als Rauchen“, das Ergebnis der bekannten Studie von Public Health England. Auf dem zweiten ein Zitat von Steve Forbes (Forbes-Magazin): „Im Gegensatz zu dem, was die Gegner sagen, sind E-Zigaretten die beste und am wenigsten schädliche Möglichkeit für Raucher, auf Tabak zu verzichten“. Und da Elisabeth selbst Liquids produziert, wollte sie für sich ein Shirt mit dem Firmenlogo machen.
Aber dann war alles futsch.
„Nur ein paar Tage waren meine Designs zu sehen“, sagt die Wienerin. „Dann wurden sie gelöscht. Ich habe von Spreadshirt nicht mal eine Benachrichtigung erhalten.“ Nur im Account wurde auf die Sperrung hingewiesen, mit dem nebulösen Argument, es werde Urheberrecht verletzt. Dabei hat Elisabeth die Rechte an ihren Logos selbst, und kenntlich gemachte Zitate, auch Zitate wissenschaftlicher Ergebnisse, unterliegen nicht dem Urheberrecht.
Was Elisabeth genauso ärgert: „Auf der Plattform sind jede Menge sexistische, frauenverachtende Inhalte hinterlegt. Aber das finden die wohl nur witzig, da passiert nichts.“
Tatsächlich fand die Nebelkrähe Inhalte, die zumindest fragwürdig sind: Klamotten mit der Aufschrift „Vagina – der Erholungsort für steife Glieder“ oder „Eine Frau sollte den Penis ihres Mannes hart machen, nicht sein Leben“. Großformatige Vulva-Abbildungen gehören bei den Shirt-„Künstlern“ ebenso zum guten Ton wie die gedruckte Aufforderung „Fuck her right in the pussy!“ (Wir haben uns entschieden, die Screenshots hier nicht zu zeigen.)
Und nicht nur das, man findet auch Klamotten, die zwar nicht direkt verboten sind, dem Träger aber auf einer rechtsextremen Demo ganz schnell Probleme machen würden: Eisernes Kreuz und Keltenkreuz, Tiwaz- und Odalrune … es sind die neuen Erkennungszeichen der Neonazi-Szene, wie u. a. das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismus in NRW (IDA-NRW) mitteilt.
Für „Spreadshirt“ alles kein Problem. Aber ein Design mit der Aufschrift „95% weniger schädlich“ wird kommentarlos gelöscht. Warum? Welche Interessen verfolgt die Leipziger Firma?
Die Nebelkrähe bat „Spreadshirt“ um eine Stellungnahme und fragte, von wem und nach welchen Kriterien Designs von Usern zugelassen oder zensiert werden. Das war am 4. Oktober. Es kam eine automatische Empfangsbestätigung. Eine Antwort blieb bislang bis heute aus.
klar, alles eine Verschwörung von Big Tabacco und den Reptiloiden…
Spreadshirt und Konsorten funktionieren folgendermaßen:
Jeder Hinz und Kunz kann eine Copyright Verletzung melden und es wird der betroffenen Inhalt erst mal gesperrt/gelöscht ohne groß nachzufragen, weil sie einfach keine Lust auf eine Klage haben.
Im Nachgang muss dann der, dessen Inhalt gesperrt/gelöscht wurde nachweisen, dass er der Rechteinhaber ist.
Wie wäre es gewesen, den Scheiß mit „Verschwörung“ und „Reptiloiden“ einfach wegzulassen? Einfach nur mal mitzuteilen, wie es Deiner Meinung nach bei Spreadshirt funktioniert?
Dann wäre das ein wertvoller und ergänzender Kommentar gewesen… so ist es einfach nur eine blöde Anmache. Vielleicht künftig doch besser nur bei Facebook oder Twitter rumarschen… da ist das das passende Niveau.
BTW: Einen Hinweis auf den möglichen Nachweis der Rechte hat Elisabeth nicht erhalten und Spreadshirt stellt sich auf Nachfragen tot. 😉